Warum Zucht und Belegstellen?

Unter „Zucht“ verstand man früher die Haltung und Pflege der Bienen wie auch das Erhalten des Fortbestandes.

Unter „Zucht“ versteht man heute eine bessere , leistungsfähigere Biene zu züchten, zu erhalten u. zu vermehren.

Königinnenzucht ist die wichtigste betriebswirtschaftliche Maßnahme in der Bienenzucht und ist nur zielführend wenn die erbliche Qualität der Bienen verbessert wird. Königinnenzucht sichert den Fortbestand unserer Bienen.

Nur Reinzuchtvölker halten bei entsprechender Paarung auch in den Nachkommen die Leistung. Daher geben nur Reinzuchtvölker längerfristig die positiven Eigenschaften wie Sanftmut, Schwarmneigung, Putztrieb usw. auf die Nachkommen weiter. Reinzuchtvölker bringen höhere Erträge bei weniger Arbeit.

Um die erbliche Qualität zu verbessern wird nur Zuchtstoff von den allerbesten Königinnen verwendet. Dazu ist eine gewissenhafte Zuchtauslese nach einheitlichen Richtlinien mit Körung inklusive Leistungsprüfung notwendig.

Ebenso ist die Nutzung von Reinzuchtbelegstellen wichtig.

Belegstellen

Bienenbelegstellen sind notwendig, um eine kontrollierte Paarung der jungen Königinnen mit ausgewählten Zuchtdrohnen (Männchen) zu erreichen. Dazu erstellt man aus einem gekörten u. leistungsgeprüften Zuchtvolk eine Geschwistergruppe und erstellt daraus die Drohnenvölker für die Belegstelle.

Die Begattung der jungen Königinnen erfolgt außerhalb des Bienenstockes in luftiger Höhe. Eine junge Königin wird innerhalb von ca. 14 Tagen mehrmals von Drohnen begattet und kann dann lebenslang Eier legen.

Pflegevolk

Das Pflegevolk hat einzig für die Aufzucht der gezüchteten Königinnen zu sorgen.

Das Pflegevolk entscheidet über die körperliche Beschaffenheit der Könininnnen.

Je besser eine Weiselzelle versorgt wird umso höher ist die Leistungskraft der gezüchteten Königinnen.

Die Schlüsselstellung in der Aufzucht kommt also den Bienen des Pflegevolkes zu.

Es soll ein starkes Volk mit viel offener u. gedeckelter Brut als Pflegevolk verwendet werden.

Die Pflegebereitschaft des Pflegevolkes ist maßgebend. Ein Volk ist dann pflegebereit wenn schon verdeckelte Drohnenbrut vorhanden ist.

Bei offenen Weiselzellen ist die zuchtbereitschaft nicht mehr optimal.

In der Regel nicht mehr als 20 Zellen pro Zucht verwenden – ansonsten Qualitätseinbuße.

Leichte Tracht oder Reizfütterung beim Pflegevolk verbessert die Pflegebereitschaft.

Bei starker Tracht keine Zucht einleiten, da Königinnenzellen oft vernachlässigt oder oft sogar abgebaut werden. Weiters werden bei guter Tracht die Weiselzellen verbaut.

Trotz guter Vorbereitung zieht manchmal ein Pflegevolk schlecht auf - Ursachen unklar?

24 Stunden nach Einhängen des Zuchtstoffes in das Pflegevolk müssen die Ränder der Weiselnäpfchen aufgezogen sein – ansonsten schlechte Pflegestimmung. In so einem Fall muss das Pflegevolk gewechselt werden.

Kriterien für Pflegebereitschaft des Pflegevolkes:

Zuchtvolk

Man muss streng unterscheiden zwischen Pflegevolk und Zuchtvolk.

Als Zuchtvolk bezeichnet man ein nachzuchtwürdiges Volk – es sollte reinrassig sein.

Das Zuchtvolk liefert den Zuchtstoff. Unter Zuchtstoff versteht man jüngste – bis höchstens 1 ½ Tage alte Arbeiterlarven. Diese Arbeiterlarven werden in Zellen umgelarvt und auf dem Zuchtrahmen befestigt. Zuchtbecher samt Zubehör verwende ich vom praktischen Nicot-System.

Der richtige Zuchtstoff verbessert die erbliche Qualität der Bienen.

Es gibt verschiedene Methoden Königinnen zu züchten!

Zucht im weisellosen Volk

Sicherste Methode - meistens guter Zuchterfolg

Oberbehandler (Magazinbeuten)

Die Königin wird 9-10 Tage vor Zuchtbeginn mittels Absperrgitter in die untere Einheit gesperrt. In der oberen Zarge sollten mindestens 7 Brutwaben (offene u. gedecktelte Brut) sein. Wenn vorhanden oben Drohnenflucht öffnen – ansonsten von Zeit zu Zeit obere Einheit öffnen damit Drohnen abfliegen können. Wenn keine Tracht ist füttern.

Nach 9 Tagen Pflegevolk erstellen:

Beide Zargen werden abgehoben. Das Absperrgitter kommt auf das alte Bodenbrett – damit keine Jungköniginnen zufliegen können. Die obere Zarge mit verdeckelten Brutwaben wird nun auf den Boden mit Absperrgitter gesetzt. In der Mitte wird eine Wabengasse für den Zuchtrahmen freigelassen. Die Waben dieser Zarge muß auf offene Weiselzellen kontrolliert werden. Wenn vorhanden müssen diese entfernt werden. Links u. rechts der Zarge muß eine Futter- Pollenwabe eingehängt werden. Von der unteren Zarge, wo sich die Königin befindet werden noch Waben (Achtung! ohne Königin) in das Pflegevolk gekehrt. Die leeren Waben werden einem anderen Volk zugehängt.

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Mit den restlichen Waben - samt der alten Königin - wird ein Ableger gebildet und in der Nähe des Pflegevolkes aufgestellt. Die Flugbienen von diesem Ableger fliegen zurück in ihr altes Volk – jetzt Pflegevolk - und verstärken dieses.

Nach ca. 2 Stunden fühlt sich das Pflegevolk weisellos. Der Zuchtrahmen mit dem Zuchtstoff (ca. 20 Zellen – je nach Stärke des Pflegevolkes) kann eingehängt werden. Kontrolle nach 24 Stunden ob Weiselzellen aufgezogen wurden. 4-5 Tagen nach dem Umlarven sind die Weiselzellen bereits verdeckelt und sehr empfindlich.

10 Tage nach dem Umlarven Weiselzellen schützen. Am 13. bzw. 14. Tag nach dem Umlarven schlüpfen die Königinnen.

Einem so erstellten Pflegevolk kann man hintereinander neue Zuchtrahmen einhängen.

Allerdings nimmt die Zuchtbereitschaft ab und es werden oft nur mehr wenige Weiselzellen aufgezogen. Daher Pflegevolk mit verdeckelten Brutwaben aus anderern Völker verstärken. Um verdeckelte Brutwaben zur Verfügung zu haben, sperrt man bei einem guten Volk die Königin mittels Absperrgitter ca. eine Woche vorher in die unterste Zarge.

Weitere Methode ein Pflegevolk zu erstellen

Bei dieser Methode werden 9 Tage vorher in 3 Völkern offene Brutwaben in die obere Zarge gehängt und ein Absperrgitter eingelegt. Nach 9 Tagen sind oben die Brutwaben verdeckelt. Man entnimmt von den 3 Völkern von der oberen Einheit jeweils 2 Brutwaben samt Bienen und kontrolliert ob sicher keine Weiselzellen inzwischen aufgezogen wurden - wenn vorhanden Weiselzellen entfernen – und erstellt mit diesen sechs verdeckelten Brutwaben ein neues Pflegevolk. Links und rechts dieser Brutwaben eine Futterwabe (Futter u. Pollen) einhängen.

Ideal ist dieses Pflegevolk außerhalb des Flugkreises auf einem Außenstand aufstellen, das sonst die Bienen abfliegen. 2 Stunden nach Erstellung dieses Pflegevolkes kann der Zuchtrahmen eingehängt werden.

Für Imker, die eine größere Menge Königinnen benötigen, gibt es folgende Möglichkeit:

Züchten im Starter und Finisher (Endpfleger)

Frühestens 48 Stunden nach Einhängen des Zuchtrahmens in das Pflegevolk wird dieser Zuchtrahmen durch einen neuen Zuchtrahmen ersetzt. Die angebrüteten Weiselzellen werden in kleineren Gruppen von max. 10 offenen Weiselzellen anderen starken Völkern über Absperrgitter in der oberen Zarge zwischen Brutwaben (mit noch offener Brut) eingehängt. Achtung! Königin muß sich in unterer Zarge befinden. Durch das Absprerrgitter muß diese Königin von den zugegebenen Weiselzellen getrennt bleiben.

Mit dieser Methode können weitaus mehr Königinnen mit dem gleichen Pflegevolk gezüchtet werden.

Nachteil: Der Züchter hat viele Königinnen in einem kurzen Zeitraum und es gibt daher oft Probleme mit dem Verwerten dieser Königinnen.

Zusetzen von Königinnen

In Brutableger: idealer Zeitpunkt Mai – Juli

Von starken Völkern hängt man 2-3 Brutwaben mit offener Brut (auch mit junge Maden oder Eiern) samt Bienen in eine Ablegerkiste oder in eine Normalzarge. Dazu kommen noch 2 Futterwaben mit Pollen. Achtung: Kontrolle wegen Königin. Königin darf nicht dabei sein! Diese Ableger werden auf einem eigenen Ablegerstand aufgestellt und werden – wenn keine Tracht ist – laufend gefüttert. Nach 9 Tagen werden die Weiselzellen ausgebrochen und nach 2 Stunden die neue begattete Königin mit Käfig zugesetzt.

Der Futterteig im Zusetzkäfig darf nicht zu weich sein, sonst kann sich die Königin verkleben u. zugrunde gehen. Meistens ist der Futterteig im Käfig über Nacht ausgefressen und die Königin kann mit der Eiablage beginnen. Ableger sollte mindestens 10 Tage nach dem Zusetzen nicht geöffnet werden, da sonst Königin gefährdet ist. Bei Bedarf Ableger mit Waben erweitern. Bis Herbst sitzt ein solcher Ableger – wenn Königin passt – auf 9-10 Waben.  

 

In Standvolk: idealer Zeitpunkt März-Mai und Sept.-Oktober

Nur einem weisellosen Volk kann erfolgreich eine neue Königin zugesetzt werden.

Man sucht und entfernt die alte Königin. Nach 2 Stunden hängt man im Zusatzkäfig die neue begattete Königin zu. Volk mindestens 10 Tage nach dem Zusetzen nicht öffnen.

Ist man sich nicht sicher ob eine Königin im Volk ist, ist die Weiselprobe zu machen.

Weiselprobe:

Oft ist nicht klar, ob ein Volk ohne offene Brut wirklich weisellos ist. In diesem Fall ist die so genannte Weiselprobe notwendig. Ins fragliche Volk wird eine Wabe mit Eiern oder ganz jungen Larven aus einem anderen Volk zugehängt. Sind bei der Kontrolle nach 3-4 Tagen Weiselnäpfchen vorhanden, ist das Volk sicher weisellos. Zieht es aber keine Jungkönigin nach, so könnte eine unbegattete Jungkönigin oder eine legeunfähige Altkönigin im Volk sein.

Umweltbedingungen beeinflussen das Zusetzen von Königinnen:

Jahreszeit:

Im Frühjahr und Herbst ist sowohl die Pheromonproduktion als auch die Volksstärke geringer als im Sommer. In den Monaten März, April und eventuell Mai sowie September und Oktober kann deshalb eine Jungkönigin leichter zugesetzt werden.

Witterung:

Bei Flugwetter sind die älteren Bienen tagsüber ausserhalb des Stockes. Dies erleichtert das Umweiseln.

Trachtverhältnisse:

Bei guten Trachtverhältnissen sind die älteren Sammlerinnen beschäftigt, was ein erfolgreiches Umweiseln begünstigt.

Räuberei:

Wenn auf dem Stand leichte Räuberei herrscht, sind die Bienen gereizt. Dies ist eine schlechte Voraussetzung für eine erfolgreiche Annahme von Königinnen.

Mai 2015, Unterweger Max

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